Veranstaltung „Zeitgnössisches Heidentum in Deutschland“

Workshop über Heidentum in Deutschland an der Universität Würzburg

Vom 12. bis zum 14. Februar 2016 fand an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ein Workshop zum Thema “Zeitgenössisches Heidentum in Deutschland. – Methodische und theoretische Ansätze im Spannungsfeld von Innen- und Außenperspektiven” statt.

Auf Einladung der Fakultät für Humanwissenschaften – Institut für Philosophie – Fachbereich Philosophie und Religion hielten mehrere Gastdozenten Referate zu diesem Thema.

 

Die Referenten
(v.l.n.r.)

Marion Mahnke,
Andreas Mang,
Christian Kordas,
Volkert Volkmann,
Thomas Vömel,
Heimo Grebenstein

 

 

Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Chibueze C. Udeani

Professor Udeani stammt aus Nigeria. Er schilderte auf sehr anschauliche und amüsante Weise wie die Innen und Aussen Perspektiven im menschlichen Leben sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Daraus resultieren oft Schwierigkeiten und manchmal sogar Vorurteile dem Fremden gegenüber. Diese Schwierigkeiten besonders im Dialog der Religionen zu überwinden war einer der Gründe für diese Veranstaltung. Den Teilnehmern sollte die Möglichkeit gegeben werden in direktem Kontakt Erfahrungen zu sammeln.

Volkert Volkmann Gode, Druide Wicca MD vom Dachverband für Naturreligion KultURgeister e. V.

hielt nach einer kleinen Pause den ersten Vortrag  Naturreligion von der Ur-Zeit bis heute. Wie wichtig der direkte Kontakt für die Kommunikation ist und welche schlimmen Folgen sich ergeben, wenn Mutmassungen und Vermutungen Dritter die einzigste Informationsquelle sind, hatte Volkmann in der Vergangenheit erfahren. In einer Dissertation (Doktorarbeit !!!) von Stefanie von Schnurrbein wurde er zu Unrecht in die politisch rechte Ecke gestellt. Sie hatte  keinerlei persönlichen Kontakt –  alle Behauptungen sind falsch. Bei dieser Doktorarbeit  wurde nicht schlecht recherchiert- es wurde gar nicht recherchiert – Eine Schande für jeden Wissenschaftler so zu arbeiten und eine Katastrophe für den Betroffenen. Bis heute gibt es übrigens keine offizielle Richtigstellung der Aussagen.

Volkert Volkmann schilderte dann die Entwicklung der Naturreligionen Europas  anhand einer Zeitreise, bis in die heutige Zeit. Dabei konnte er aufgrund seiner persönlichen Geschichte detailliert auf alle Bereiche eingehen (Er wurde 1979 in die germanische Naturreligion zum Goden geweiht,  besitzt ein Wicca Master Degree seit 1985 und wurde 1997 Druide). Er  leitet bis heute den Yggdrasil-Kreis der grade 40 Jahre Jubiläum feiert. Die Power Point Präsentation wurde mit prähistorischen Pfeilspitzen, keltischen Bronzegüssen, Thors Hammer  und verschiedenen anderen Anschauungsobjekten abgerundet. Es wurden auch verschiedene Tonbeispiele zB von historischen Schwanenflügel Knochenflöten, Schwirrhölzern, Rahmentrommeln usw.  eingespielt.

Die zugehörige pentatonische Flöte konnte ebenfalls bestaunt werden. Die KultURgeister führen seit vielen Jahren sehr erfolgreich Unterricht in Schulen / Gymnasien, Tagungen und Kongressen durch.

Marion Mahnke Diplom-Religionswissenschaftlerin 

hatte sich intensiv mit dem Thema Hexen auseinander gesetzt: Jenseits der Selbsinszenierung – Hexenidentitäten des Alltags war das Thema des Vortrages. Wer sich für die Hexen der Gegenwart interessiert, stößt zunächst auf faszinierende, schillernde Persönlichkeiten. Es ist schwer herauszufinden, was die ganz normale Alltags-Hexe (sei sie männlich oder weiblich) glaubt, denkt oder empfindet. Denn ein magisches Weltbild und eine alternative Spiritualität gelten in unserer säkularisierten Welt als „verrückt“ und stoßen in Beruf und Gesellschaft auf wenig Verständnis. So outen sich nur jene, die es sich leisten können und wollen.

Marion Mahnke ist Religionswissenschaftlerin. In ihrer Forschung beschäftigte sie sich u.a. mit Hexen, Wicca und spirituellen Lebensentwürfen in der Gegenwart. Durch eine Vielzahl von Gesprächen und teilnehmende Beobachtung konnte sie Einblicke in die Sichtweise von Menschen gewinnen, die ihre unorthodoxe Spiritualität nur sehr zurückhaltend in der Öffentlichkeit bekunden.

Christian Kordas

hielt danach einen Vortrag über das Thema : Seidhr  schamanische Praktiken Nordeuropas? In den letzten Jahren ist das Interesse an der Thematik – Seidhr – stark gewachsen. Nicht nur Personen und Gruppierungen innerhalb der germanischen Heidenszene in Europa und der USA beschäftigen sich zunehmend mit diesem Phänomen. Auch Neo-Schamanen – ständig auf der Suche nach Nischen in dem seit drei Jahrzehnten anhaltenden Schamanismus-Boom – haben dieses Themenfeld für sich entdeckt. Doch worum handelt es sich bei diesen Praktiken tatsächlich? Auf all diese Themen ging Christian  Kordas ausgiebig ein.

Voenix/Thomas Vömel

bekannt durch seine Bilder, Künstler Buchautor und Mythenkenner referierte über seinen Weg zum Schamanismus : Zeitgemäßer Schamanismus in unserer heutigen modernen Kultur Ist das Widerspruch oder Herausforderung?  Voenix  gab Einblicke in seinen eigenen Werdegang, der ihn kontinuierlich zum Schamanismus hinführte. Die eigenen Wurzeln einer heidnischen Vergangenheit wieder auszugraben und sie ebenso nutz- wie heilbringend in seine Arbeit zu integrieren, sieht er als eine seiner Aufgaben an.

Im Anschluss an den Vortrag konnten die Teilnehmer der Veranstaltung einen Eindruck davon bekommen wie ein schamanisches Ritual durchgeführt wird.

Zu diesem Zweck wurde von Thomas Vömel eine große Rahmentrommel benutzt, Volkert Volkmann von den KultURgeistern unterstützte mit einem Rasselrhythmus die Zeremonie. Sicherlich für alle Anwesenden eine der intensivsten Erfahrungen an diesem Wochenende.

Andreas Mang, Dipl. Phys. – 1. Vorsitzender des Eldaring e. V.

hielt dann einen sehr interessanten Vortrag über Modernes Heidentum als Religionsform – Die Konzepte und Vorstellungen unter besonderer Berücksichtigung der nordisch-germanischen Mythologie wurden genau erklärt und die verschiedenen Definitionen beispielsweise über „Primäre“ und „Sekundäre“ Religion aufgezeigt. In einer gelungenen Präsentation wurden verschiedene Religionsformen miteinander verglichen. Die einzelnen Themen, über die Andreas Mang referierte waren sehr komplex. Eine Freude für jeden Religionswissenschaftler . Obwohl es Wochenende war und mittlerweile schon später Abend,  hörten alle Teilnehmer noch  interessiert zu.

Haimo Grebenstein – Ewart des Vereins für Germanisches Heidentum e. V.

hielt den letzten Vortrag über Heidentum  heute – Religion oder nicht Auch bei diesem Vortrag wurde klar, wie wichtig es ist den Dialog mit dem „Heidentum“ auf direkter Ebene stattfinden zu lassen. Der Verein hatte ebenfalls  jahrelang , genau so wie der „Yggdrasil-Kreis“, gegen Vorurteile und üble Nachrede zu kämpfen. Heimo Grebenstein erklärte Aufbau und Struktur seines Vereines. Dabei entwickelte sich ein interessanter Dialog zum Thema : Was ist eigentlich Religion, wie leben moderne Menschen Ihre Religiösität heute aus, und warum sollte man sich als moderner Mensch überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen.

 

Die eindrucksvolle Residenz in Würzburg bei Nacht . Hier fand das Treffen von Naturreligion und Wissenschaft statt.

 

 

Mittlerweile war es Nacht geworden. Bei dieser Veranstaltung wurden viele Erfahrungen gemacht, Wissen ausgetauscht und neue Anregungen für eine zukünftige offene Zusammenarbeit geschaffen. Ein voller Erfolg für Alle anwesenden Religionswissenschaftler aber auch für die Referenten. Ein besonderes Dankeschön muss man den Organisatoren aussprechen besonders Frau Dr. Fügmann und Prof. Udeani die die Planung und Durchführung übernommen hatten und Ihrem Mitarbeiter Team die die Veranstaltung möglich machten.