Totenleite für unseren Freund Roger


Am 20. Januar fand das offizielle Beisetzungs-Ritual für unseren Freund statt. Es waren etwa 50 Trauergäste gekommen, die am Versammlungsplatz im Friedwald Butzbach die Totenleite feiern wollten. Da es sich um ein heidnisches Ritual handelt, blieben wir nicht am Versammlungsort mit großen Holzkreuz stehen, sondern spazierten in den Wald hinein. Zuerst wurde nochmal allen Gästen kurz erklärt was bei unseren naturreligiösen Ritualen geschieht und was die einzelnen Handlungen bedeuten. Wir waren schon vorher mit einigen Weggefährten zusammen gekommen, um alles vor zu bereiten. Unsere Meister der Bardenkunst schufen eine verzauberte Atmosphäre mit Musik und Gedichten die den Schneewald erfüllte. Jeder hatte Zeit sich zu besinnen und im Wald an zu kommen. Es war eine Reise in die Vergangenheit. Während wir langsam weiter durch den verschneiten Ruheforst gingen, hatte jeder Zeit sich an die vielen Momente zu erinnern, die wir gemeinsam verbracht haben. An drei besonderen Plätzen zählten verschiedene Trauerredner stellvertretend für viele Gäste und andere Freunde ihre wichtigsten Erlebnisse mit dem Verstorbenen. auf. Martinas Cousine Uschi sprach im Namen der gesamten  Familie – des Bruders Heinz und seiner Frau und Cousin Dieter. Barbara vom Künstlerkollektiv KuKuK stellte die künstlerischen Arbeiten in den Mittelpunkt und auch Volkert vom naturreligiösen Yggdrasil e.V. erinnerte an viele Erlebnisse auf dem gemeinsamen Wegen.

Erinnerung

Es ist immer eine schwierige Aufgabe eine letzte Segnung zu veranstalten, besonders dann, wenn die verstorbene Person ein guter Freund war. Wie Ihr alle wisst, war Roger Wegner ein besonderer Mensch. Wir lernten uns vor über 30 Jahren auf einem Fest des Yggdrasil-Kreis kennen. Dabei fanden wir sehr schnell heraus, dass wir in vielen Bereichen des Lebens eine ähnliche Einstellung zum Leben teilten. Roger war ein Mensch der sich schon immer fragte, warum Menschen einer Religion angehören, die unseren Vorfahren mit Gewalt aufgezwungen wurde. Auf der Lebensreise begab er sich auf eine lange Suche. Er entdeckte den Schamanismus für sich und wurde bald  Mitglied in einer naturreligiösen Gemeinschaft, dem „Yggdrasil Kreis“. In der Naturreligion ist der Wald der entscheidende Versammlungsort. Roger wurde sehr kreativ. Es entstanden viele selbstgebaute Trommeln, verziert mit den keltischen Motiven unserer alten Tradition. Unser Freund schien etwas gefunden zu haben, das sein Leben erfüllte. Die wunderbaren Zeichnungen und Bilder auf Trommeln und Steinen strahlten seine ganz besonders tiefe Verbundenheit mit der Natur und der Welt unserer Vorfahren aus. Viele Vorlagen sind uns von unseren bretonischen Druiden Freunden gegeben worden.

Durch die intensive Beschäftigung mit den Wesenheiten der Natur und der Weisheit unserer Ahnen entstanden viele gemeinsame Projekte, Baumpflanzungen bei denen wir mehrere tausend Bäume gepflanzt haben, Lichterspiralen, Waldkunst, Performance Theater, Heidentag Erfahrungsfelder und vieles mehr. Roger hatte auch eine besondere Verbindung zum Feuer und so hat er viele Schwitzhütten angeleitet. Er erlernte im Kreis auch das Geheimnis barfuß über glühende Kohlen zu laufen – Heya Gabhar Teine- und wurde im Laufe der Jahre zum offiziellen Meister der Bardenkunst  – Olamobardos  /I\ – in der Comardiia Druuidiacta Keltia ausgerufen. Seine lustige und manchmal verschmitzte, aber immer tiefgehende Art und seine langen künstlerischen Rezitationen klassischer Texte bei unseren Treffen waren einmalig und werden allen Zuhörern unvergessen bleiben. Wir haben viele Male nachts im Wald ums Feuer getanzt und gefeiert. Es entstanden Kunst Projekte um die Heidentage und andere Auftritte. Im Internet bei Youtube Kulturgeister  finden sich einige Aufnahmen bei denen unser Freund mitwirkte.

Während verschiedener Veranstaltungen und dann später auf einer Fahrt nach England Wales (Keltiatravel), lernte er seine spätere Frau Martina kennen. Es dauerte nicht lange, bis ihre ganz besondere Liebe durch das Ritual der Eheleite verbunden wurde. Das Fest fand nach altem Brauch mitten im Wald statt. Ihre gemeinsame Familie wurde später auch durch den Sohn Florian gesegnet. Auch die Namensgebung wurde im naturreligiösen Rahmen durchgeführt.

Die Jahre vergingen und jeder Mensch trägt an der Last seiner Tage und wird älter. So kamen mit der Zeit diverse gesundheitliche Probleme. In den letzten Jahren widmete sich Roger vor allem seiner Lieblingsbeschäftigung – der Malerei. Im seinem Atelier, in der Mühle in Leun, entstanden einmalige Kunstwerke, die durch die Beschäftigung mit keltischer Folklore und Symbolik geprägt wurden. Mit großem Vergnügen und voller Freude haben wir oft gemeinsame Veranstaltungen mit keltischer Harfenmusik, Nickelharpa, Trommeln und Masken durchgeführt. Unser Roger Freund war ein liebenswerter Mann, ein „Mensch unter Menschen“ der immer für alle Freunde da war, wenn er gebraucht wurde.

Wir möchten der Familie Trost spenden und unserem Freund eine letzte Ehre erweisen.

Die Toten sind nicht tot –  Sie gehen mit

Unsichtbar für das Auge

Unhörbar ist Ihr Schritt.

Er wird in unseren Herzen immer weiter leben

Unsere Ahnen sind immer mit uns.

 

So wurde er geboren

so hat er gelebt

und so behaltet ihn im Gedächtnis

Lasst ihn und das Gute das geschehen ist

ist in euren Herzen und im Geist weiterleben:

 

Besitz stirbt, Sippen sterben,

Du selbst stirbst wie sie.

Eines weiß ich, das niemals stirbt:

Die Erinnerung und das Urteil über die Toten.

 

Alle persönlichen Vorträge wurden von Musikern des Kreises begleitet. Danach zog die Trauergesellschaft an den Platz der Beisetzung. Dieser war angemessen und schön geschmückt und mit Kerzenlicht und Blumen vorbereitet. Einige der Kunstwerke, die unser Freund im Laufe der Jahre geschaffen hat waren dort ebenfalls zur Erinnerung aufgestellt.  Dann stellten sich die Anwesenden im Kreis um den Begräbnisplatz unter einem mächtigen Baum auf.

Es wurde feierlich eine Fackel entzündet.

Im Namen unserer heiligen und segenbringenden Götter

Ich entzünde die heilige Flamme

der Reinigung und der Verwandlung,

Das grosse Mysterium der Schöpfung vom Anfang bis zum Ende

Flamme wächst an Flamme,   Ewiger Kreis des Lichtes

So endet nun was hier zum Ende bestimmt ist

Und Neues erwächst hier mit heiliger Kraft

 

Die nächsten Angehörigen traten mit drei Äpfeln heran, legen diese um das Grab auf die Erde nieder und sprachen folgendes:

Äpfel geben wir dir auf den Weg,

Früchte der Reife und Saat der Erneuerung.

Zur Erde sinkt die Saat,

aus der Erde keimt sie neu empor.

 

Aus Altem wächst Neues,

der Nacht folgt immer der Morgen.

Leben ist der Weg der Verwandlung !

So nehmen wir Abschied von dir

Geliebter Freund.

Geh voran, wohin wir alle folgen werden!

 

Dann wurde das große Trinkhorn geholt, das vor vielen Jahren von Roger  für den Yggdrasil Kreis mit vielen Runen graviert worden war. Nach altem Blot Brauch  wird das gefüllte Horn weiter gegeben, jeder hat die Möglichkeit ein paar persönliche Worte zu sagen und einen kleinen Schluck für die Erdmutter zu opfern. Viele der anwesenden Trauergäste nutzten diese Möglichkeit für eine persönliche Ansprache. Danach traten die Gäste einzeln vor um sich persönlich zu verabschieden und eine Hand voll Laub oder Blumen in das Grab zu legen.

Mutter Erde, aus der wir Menschen kommen-

Vater des Lebens und der Freude

Seid gesegnet mit der Kraft unseres Herzens und dem Heil aller Götter!

Frieden und Freundschaft

Nehmt unseren Bruder segnend auf 

Und lasst Ihn in die Einheit zurückgehen –

in die ewige Gemeinschaft der leuchtenden Wesen

So wie wir alle, die einst zurückkehren werden zur Quelle unseres Daseins und zur Erfüllung des Lebens das uns geschenkt wurde!

 

 

Vielen Dank an alle Schwestern und Brüder des Kreises

Für Eure Hilfe diese Totenfeier zu gestalten,

Die zauberhafte Musik,

Die Texte und Gedichte,

Die Lieder und Gesänge

Diese wunderbare Gemeinschaft

Danke für die Gestaltung dieser besonderen Feier an alle Schwestern und Brüder des Yggdrasil Kreises  und Keltia:

Alle unsere Segenswünsche und unsere Anteilnahme für Rogers Familie: Martina, Florian, Heinz und Familie, Uschi, Dieter

 

Deyr fe, deyja fraendr,

Deyr sjalfr it sama;

Ek veit einn, at aldrei deyr:

Dömr um daudan hvern.