Interview mit Sarraounia über den Yggdrasil – Kreis

Juni 2004

Machasolas: Hallo Sarraounia, erzähl erstmal wer du bist, damit unsere Leser wissen, worum es hier geht?
Sarraounia: Ich bin die Hüterin des YGGDRASIL-Kreises, dass bedeutet, dass ich dem Kreis gemeinsam mit Volkert vorstehe und den Kreis nach aussen vertrete, unter anderem im Dachverband für traditionelle Naturreligion – KultURgeister. Dort bin ich Vorstandsmitglied und (Presse-)Sprecherin.

 

M: Wie bist du zu deinem Glauben gekommen, welcher ist es?
S:
Ich bin naturreligiös. Mit ca. 15, 16 Jahren wurde mir bewusst, dass ich nicht an den christlichen Gott glaube und habe mich zunächst als Atheistin bezeichnet. Auf der Suche nach meinen Wurzeln und meinem Platz ist mir dann in Neuseeland, wo ich ein halbes Jahr in und mit der Natur lebte auch mein erstes Hexenbuch in die Hände gefallen. Da war ich Anfang zwanzig. Ich las was ich gerade hautnah erlebte: Die Kraft und Göttlichkeit der Natur und des Kosmos. Neuseeland ist ein noch sehr junges Land. Die Erde brodelt. Schwefeldampf, Geysire, Mammutbäume und das brausende, tosende Meer. Tiere, Steine und Sterne sprachen zu mir. Das Geheimnis aller Geheimnisse enthüllte sich: Wie Oben so Unten, wie Innen so Außen, im Kleinen wie im Großen. Ich habe angefangen zu zaubern, Rituale zu feiern, las Bücher und übte fleißig, alleine. Später, mit Anfang dreißig, machte ich mich auf die Suche nach einer Hexe, um mein Wissen und Können weiter zu bringen und auch mit anderen zu teilen. Vor gut zehn Jahren traf ich auf den Hexenkreis YGGDRASIL. Dort lerne und lehre ich bis heute mit meinem ganzen Herzen.

 

M: Wie bist du auf deinen Namen gekommen, SARRAOUNIA? Oder wurde der dir gegeben?
S:
Sarraounia ist mein äusserer Name. Ich habe ihn mir ausgesucht als Angedenken an die schwarze Königin Sarraounia die vor gut 100 Jahren lebte. Sie war die einzige heidnische Stammesführerin inmitten der islamischen, patriarchalischen Stammesfürsten im Gebiet des ehemaligen Burkina Faso. Noch heute wird sie verehrt und es künden traditionelle Lieder von ihren Taten, denn sie war auch eine gefürchtete Hexe: Mit Gewitterzauber schlug sie die französischen Truppen in der Wüste. Sie nahm die Ausgestoßenen anderer Stämme unter ihre Fittiche, ließ jeden zu seinen Göttern beten. Toleranz und Gerechtigkeit, sind es wofür sie Stand – und wofür ich mich bemühe zu stehen.
Meinen persönlichen inneren Namen verrate ich nicht, den kennen nur die Mitglieder des Inneren Kreises.

 

M: Seit wann gibt es diesen Verein?
S:
Den Dachverband für traditionelle Naturreligion -KultURgeister, gibt es seit etwas über zwei Jahren, also seit 2002. Die Vorbereitungsphase lief sechs Jahre zuvor an.

 

M: Wie seit ihr auf diese Idee gekommen diesen Verein zu gründen?
S:
Wir haben eine sehr lehrsame Erfahrung machen müssen: Mit versteckter Kamera wurde in unserem Haus ein Ogham-Seminar gefilmt. Wir fanden uns wieder in einer TV-Reportage über Neonazis und angebliche Sekten. Wir wurden als Rassisten und Rechtsextreme beschimpft. Wir wehrten uns zwar gerichtlich erfolgreich, aber Ruf und Existenzgrundlage waren für Jahre beschädigt, eigentlich bis heute. Immer wieder tauchen Anschuldigungen auf. Es wird Nachgeschwätzt ohne uns zu kennen. Ein kleiner, regionaler Verein kann sich schlecht wehren, aber davon gibt es ja mehrere, dachten wir uns. Also luden wir zu Gesprächen ein, bildeten einen Arbeitskreis und gründeten schließlich den Dachverband. Der hat sich natürlich noch mehr Aufgaben auf die Fahne bzw. in die Satzung geschrieben.
Den YGGDRASIL-Kreis e.V. gibt es seit über siebenundzwanzig Jahren.

 

M: Wie viele Mitglieder seit ihr heute?
S:
Sooowas verraten Hexenkreise doch nicht…!

 

M: Seit ihr International?
S: Ja, wir haben Kontakt zu vielen heidnischen Gemeinschaften, sowohl zu Hexenkreisen, Druidenorden (Wales, Schottland, Bretagne), als auch germanisch-orientierten Gruppen, Wiccas, afrikanischen Voodoo-Priestern und Schamanen.

 

M: Wie ist der Yggdrasil-Kreis aufgebaut? Gibt es da auch Priester/ Goden oder Priesterin/ Gydija?
S: Das Wort „Priester/In“ verwenden wir nicht. Hier können Leute die germanische Tradition erlernen. Volkert ist ein traditionell geweihter Gode und bildet auf dem germanischem Weg im YK aus. Ausserdem ist er traditioneller Hexenmeister und lehrt, mit mir zusammen die „Acht Wege der Hexenkunst“. Sowohl die ururalte Hexentradition, wie die spätere keltische und die germanische Tradition, gehören zum Erbe unserer Ahnen. Sie bereichern unser heutiges naturreligiöses Leben und stehen nicht in Konkurrenz zu einander. Es sind sehr persönliche, intuitive Vorlieben für die Runen oder die Ogham-Zeichen. Wir haben das Glück mit Volkert einen Lehrer für alle Traditionen zu haben. Es gibt bei uns Goden, Gydias, Barden, Skalden, beider Geschlechts natürlich, und den „Hexenkreis“, das Herzstück.

 

M: Mit wem arbeitet ihr zusammen?
S: Siehe oben, und die Gruppen des Dachverbandes und verschiedene gesellschaftliche Organisationen: Schulen, Forstämter etc.

 

M: Wie kamst du auf den Namen Yggdrasil-Kreis?
S: Der Name ist der immergrüne Baum des Lebens und wurde vor vielen Jahren gewählt.

 

M: Kann jeder Mitglied werden im Yggdrasil-Kreis?
S:
Fast jede/r sofern sie/er 18 Jahre alt ist. Wir behalten uns eine Prüfung der Motivation vor.

 

M: Wie sieht es mit Gleichgeschlechtlichen aus oder anders Farbigen?
S:
Beim YGGDRASIL-Kreis trifft man auch auf Schwarze, Südeuropäer, südamerikanische Indios, spanisch-stämmige Argentinierinnen, um nur einige zu nennen. Ob jemand schwul oder lesbisch ist, interessiert uns nicht. Wir schauen ins Herz der Menschen und haben Freunde unter allen Völkern.

 

M: Wann werden Einweihungen gemacht von dir/euch?
S:
Zum individuell richtigen Zeitpunkt. Wir gehen Einweihungswege, es gibt persönliche Aufgaben etc., wenn eine Verwandlung sichtbar wird, wird diese rituell bestätigt.

 

M: Was willst du mit Yggdrasil-Kreis erreichen? Welche Ziele? Welche Träume? Welche Visionen?
S:
Mitglieder können mit Unterstützung des Kreises ihren Weg finden, in der Gruppe, durch gemeinsame Rituale und Feiern und einzelne Arbeiten, Gespräche, Aufgaben. Das Ziel ist es den Menschen zu helfen ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln, und den Kontakt, die Liebe zu den alten Göttern herzustellen und den Weg der Kraft zu gehen.

 

M: Hat der Yggdrasil-Kreis auch Rangunterschiede?
S:
Wir achten jeden für seine speziellen Fähigkeiten und anerkennen seine natürliche Autorität auf seinem Fachgebiet.

 

M: Was kann man im Yggdrasil-Kreis schaffen/erreichen? Z.B. Gode/Gydia?
S:
Ja, Gode, Gythia, Skalde, und natürlich Hexe. Wobei diese „Titel“ bitte nicht um ihrer Selbstwillen begehrt werden sollten, sondern eine Aussage machen über den Schwerpunkt einer Person.

 

M: Wie sieht so eine Lehre aus?
S: Das Leben ist die Lehre, wir helfen die Lektionen zu verstehen und geben passende praktische persönliche Aufgaben und theoretischen Stoff, Übungen, Weisheiten. Wir lehren die „Acht Wege der Hexenkunst“, traditionelle Lieder, Tänze, spezielle keltische und germanische Weisheiten und und und ………

M: Danke dir Sarraounia

Das Interview wurde geführt von Machasolas – Spirits of the Earth – Esoterik- Forum, Juni 2004